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Neue Tonsprache gefunden

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Fit für neue Großtaten: Die Frankfurter Yuriy Sych, Martin Standke und Tim Roth sind als Solisten gefragt, gemeinsame Sache machen sie beim Contrast Trio.
Fit für neue Großtaten: Die Frankfurter Yuriy Sych, Martin Standke und Tim Roth sind als Solisten gefragt, gemeinsame Sache machen sie beim Contrast Trio. © Foto: Kinsler

Frankfurt - Pianist Yuriy Sych, Schlagzeuger Martin Standke und Bassist Tim Roth bilden das Contrast Trio. Die Gewinner des Jazzstipendiums der Stadt Frankfurt haben ein neues Album herausgebracht, mit dem sie auf den Konzertpodien der Region zu hören sind. Von Detlef Kinsler

Ein eigenes Label. Mehr Verantwortung geht nicht. Der Name „Whyempty Records“ spielt mit den Initialen der Musiker. Why wie das englische Y steht für Yuriy Sych, den Pianisten. Emp für M wie Martin Standke, Schlagzeug. Ty, sprich T, also Tim Roth am Bass. Das Album heißt schlicht „2“ - die Zahl prangt rot auf weißem Grund - auf der Rückseite stehen nur die nötigsten Informationen.

In Frankfurt sind Sych, Standke und Roth keine Unbekannten: Seit dem erstmaligen Gewinn des von der Stadt verliehenen Arbeitsstipendiums Jazz im Jahre 2008 wurde den drei Musikern der Preis in unterschiedlichen Konstellationen gleich mehrfach zugesprochen, sie wurden von renommierten Kollegen zum Deutschen Jazzfestival eingeladen und spielten schon mit Genregrößen wie Christof Lauer und Michael Wollny. Dennoch haben sie zur Jazzstadt Frankfurt, einst ein Qualitätsignet, ein eher ambivalentes Verhältnis.

Gemeinsames Abenteuer

Zu oft weine man hier am Main der glorreichen Vergangenheit nach, meinen sie. „In anderen Städten wird nicht ständig über eine Jazzszene geredet, da gibt es halt einfach eine“, bezieht Tim Roth eine klare Position. „Wenn man eine lebendige Szene haben will, braucht man eine Hochschule mit einem richtigen Jazzprogramm.“ Keine Diskussion. Wer richtig gut werden wolle, verlasse die Stadt. Und viele, die erst einmal gegangen sind, kommen nicht wieder.

Sych, Standke und Roth leben noch in Frankfurt, ihre Ausbildung absolvierten sie aber zwischenzeitlich in Mannheim, Köln und Amsterdam. Neben den individuellen Erfahrungen ließen sich die Drei zudem auf gemeinsame Abenteuer ein. So bearbeiteten sie 2012 Richard Wagner-Kompositionen für Barrie Koskys Inszenierung des „Kaufmann von Venedig“ am Schauspiel Frankfurt, setzten noch im selben Jahr die Musik von Konstantin Gropper (Get Well Soon) für „Der Meister und Margarita“ live um und stehen aktuell bei der „Peter Pan“-Inszenierung auf der Bühne.

Inspiration aus Folk-Musik

Ihr Debütalbum „Second Wave“ spielten sie 2009 noch mit Flügel, Kontrabass und akustischem Drumset ein. Von Modern Jazz war die Rede. Mit klassischen Einflüssen dank des Pianisten und gerühmt für komplexe Melodieführung und rhythmische Vertracktheit. Sich selbst herausfordern lautete die Devise. „Früher haben wir uns zum Ziel gesetzt, viele Stücke in ungeraden Metren zu schreiben“, bestätigt Sych. Aber genau dieses Artistische wie oft auch Akademische des Jazz verlor mehr und mehr an Reiz. Genauso wie der falsche Ehrgeiz, sich am Instrument nur perfektionieren zu wollen, um solistisch noch besser zu glänzen.

„Heute versuchen wir gar nicht mehr, unsere Musik zu verkomplizieren. Es ist eher umgekehrt“, formuliert Sych das neue Arbeitsprinzip. Prägend dafür sind Inspirationen aus der Folkmusik seiner Heimat und vom Balkan, die Liebe der Bandmitglieder zu Trip-Hop und Electro-Pop sowie die Arbeit am Schauspiel.

So wirkt Musik auf unseren Körper

Theatermusik muss dienen erfuhren sie da. „Und wir haben angefangen unterschiedliche Instrumente zu spielen. Glockenspiel, Keyboards, Akkordeon, E-Bass, eine einzelne Trommel“, erzählt Sych. Sounds und Grooves bekamen so deutlich mehr Gewicht, eine neue Klangästhetik konnte sich entwickeln. Auch mit Synthesizern, Soundeffekten, Samples und Loops. Ob das Auslöser-Klicken einer Analogkamera oder die Geräusche einer bullernden Heizung und eines knarzenden Fußbodens, vieles findet, subtil eingebunden, Eingang in eine so gar nicht mehr puristische Tonsprache. Jetzt ist ihr Jazz wirklich modern geworden.

Am nächsten Samstag, 31. Januar, stellt das Contrast Trio um 20 Uhr sein neues Album bei einer Release Party im Lokal des Frankfurter Mousonturms vor. Am Sonntag um 11 Uhr gibt es gleich noch eine Matinee als Zugabe ebenda. Danach kommen die Frankfurter in die Region. Am 13. März steht die Band auf dem Programm des Jazzkellers in Hanau, am 20. März gastieren sie im Maximal in Rodgau-Jügesheim.

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