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Der Mann der 1000 Tricks

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Was steckt nur in der Zitrone? Ein Geldschein! Zauberkünstler Andreas Fleckenstein (rechts) mit einem faszinierten Zuschauer im „Maximal“.
Was steckt nur in der Zitrone? Ein Geldschein! Zauberkünstler Andreas Fleckenstein (rechts) mit einem faszinierten Zuschauer im „Maximal“. © Karin Klemt

Rodgau - Er findet Geldscheine in Südfrüchten, fängt mit seinem natürlichen Charme und Humor den Enkel wie die Oma ein und verblüfft am Ende noch den letzten Skeptiker.

Im Jügesheimer „Maximal“-Keller an der Eisenbahnstraße hat Andreas Fleckenstein (35), Zauberkünstler aus Jügesheim, seine Heimspiel-Premiere mit Bravour absolviert. Unser Mitarbeiter Oliver Klemt sprach mit dem Mann der 1000 Tricks.

Im „Maximal“ haben Sie rund 70 Menschen fasziniert. Ist Zaubern Ihr Beruf?

Ja, aber nicht mein einziger. Ich habe tagsüber einen ganz „normalen“ Beruf, in dem ich Firmen bezüglich der Marktfähigkeit ihrer Produkte berate. Abends und am Wochenende steht dann die Zauberkunst im Vordergrund. Ich denke, Beruf ist auch nicht der beste Begriff. Die Zauberkunst ist eine Leidenschaft.

Zauberkünstler, Magier, Illusionist - welcher Begriff passt am besten zu Ihnen?

Ich mag den Begriff Zauberkünstler am liebsten – obwohl Zaubern in erster Linie ein Handwerk ist.

Können Sie in zwei Sätzen sagen, was Sie an der Zauberei fasziniert?

Nein. Zauberkunst ist ein vielschichtiges Hobby. Man kann sich auf vielen Ebenen damit beschäftigen und Zugang finden. Ich habe rund 1000 Bücher, die sich ausschließlich mit Zauberkunst beschäftigen. Es gibt die Zeit, in der man übt und seine Fertigkeiten ausbildet. Und es gibt den Austausch mit Kollegen, etwa im Magischen Zirkel von Deutschland, der mit fast 3000 Mitgliedern eine der weltweit größten Zaubervereinigungen ist. Hier engagiere ich mich auch als Vizepräsident. Und dann ist Zaubern die einzige Kunstform, die den Zuschauer das Staunen erleben lässt. Das Gefühl, etwas erlebt zu haben, das gar nicht möglich ist. In einer Welt, in der scheinbar alles erklärbar ist, fühlt sich das einfach gut an.

Wie Sie sagen, zaubern Sie schon seit dem Grundschulalter. Lernen Sie auch heute noch neue Tricks dazu?

Natürlich. Aber nicht nur neue Tricks. Auch bei Kunststücken, die ich seit 15 Jahren zeige, lerne ich immer wieder dazu. Man findet immer wieder etwas, das man anders und besser machen kann.

Haben Sie einen Überblick, wie viele Kunststücke Sie beherrschen?

Nein.

Zeigen Sie Ihren Zuschauern ein festes Programm, oder variieren Sie je nach Publikum?

Natürlich habe ich ein paar Lieblingskunststücke, die ich fast immer zeige. Für Kurzauftritte gibt es damit also ein festes Repertoire. Ein Abend wie hier im Maximal bietet mir aber die Möglichkeit, selten präsentierte Kunststücke zu zeigen. Ein Programm entwickelt sich, einzelne Kunststücke werden immer wieder ausgetauscht, es kommen neue Gags dazu. Somit fühlt es sich für mich immer neu an. Die Zauberkunst lebt vom Publikum. Sie entsteht nicht in meinen Händen, sondern in den Köpfen der Zuschauer. Das macht jede Show einzigartig.

Spielkarten, bunte Tücher oder das sprichwörtliche Kaninchen aus dem Zylinder – was ist Ihr liebstes Requisit?

Wenn ich die Auswahl aus diesen dreien habe – ganz klar die Spielkarten. Sie sind das natürlichste Requisit und so vielfältig wie ein Klavier. Ich mag es, mit Alltagsgegenständen zu zaubern. Mit Glitzerfolie dekorierte Kisten kommen mir nicht auf die Bühne.

Magie-Shows scheinen immer aufwändiger zu werden. Liegt das am Anspruch des Publikums?

Ich glaube nicht, dass eine Show aufwändig sei muss, um ein anspruchsvolles Publikum zu befriedigen. Ich bin davon überzeugt, dass die beste Zauberkunst durch unmittelbare Nähe zum Publikum entsteht. Hier fallen die üblichen Erklärungen wie Spiegel, Falltüren und präparierte Kisten schnell weg, übrig bleibt das pure Gefühl des Staunens. Ein anspruchsvolles Publikum möchte Staunen – und dabei natürlich auch gut unterhalten werden.

Zeigen Sie auch heute noch Tricks, die Sie schon vor 20 Jahren im Repertoire hatten?

Ja, einige – nur ganz anders als damals. Es gibt in der Zauberkunst viele Klassiker, die sich über Jahre bewährt haben und die Zauberkünstler in der ganzen Welt immer wieder zeigen. Das zerschnittene und wiederhergestellte Stück Seil oder der Geldschein, der in der Zitrone auftaucht, sind Beispiele. Die Herausforderung ist es, eine eigene Interpretation zu finden.

Was zieht heute gar nicht mehr?

Das kommt ganz auf das Publikum an. Aber ich denke, mit bunten Tüchern, den schon angesprochenen Glitzerkisten und knallbunten Kostümen lockt man heute keine Zuschauer mehr an.

Ist es Ihnen schon passiert, dass Zuschauer einen Trick durchschaut haben?

Bestimmt. Die meisten Zuschauer sagen einem das nur nicht. Wenn man lange genug über Kunststücke nachdenkt, kommt man in einigen Fällen sicher auch auf eine Lösung. Mein Ziel ist es, im Moment der Vorführung ein Staunen auszulösen. Im besten Fall ist das Kunststück dann noch so konstruiert, dass ein Durchschauen auch langfristig nicht möglich ist – oder man gar keine Motivation hat, darüber nachzudenken wie es funktioniert.

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