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Aufnahmen im CD-Studio: Es klingt nur so leicht

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Viel familiärer als im Fernsehen: Das Sänger-Casting vor fast einem Jahr im Kulturkeller „Maximal“.
Viel familiärer als im Fernsehen: Das Sänger-Casting vor fast einem Jahr im Kulturkeller „Maximal“. © Ekkehard Wolf

Rodgau - Popmusik perlt aus den Lautsprechern und bei den Texten darf man gern zweimal hinhören: Das Rodgauer Bandprojekt „Marsecco“ hat seine zweite CD veröffentlicht. Drei Sänger für diese Scheibe wurden bei einem Casting im Jügesheimer „Maximal“ ausgewählt. Von Ekkehard Wolf

Zwei von ihnen hatten noch nie zuvor im Studio gesungen. „Vorsingen ist für mich der blanke Horror“, berichtet Nadine Behrens (39). So nervös ist sie im Rampenlicht sonst nicht. Schon als sechsjähriges Mädchen stand sie mit ihrem Vater auf der Bühne. Zurzeit ist sie Mitglied zweier Bands. Musik ist ein Teil ihres Lebens. Dennoch hatte sie nach dem Casting kein gutes Gefühl. „Ich dachte: O nein, jetzt hast du‘s vergeigt!“ Das Gegenteil war der Fall. Nun ist ihre Stimme erstmals auf CD zu hören – und sie ist um eine Erfahrung reicher. Zehn Gesangstalente hatten sich im Februar letzten Jahres mit je zwei Liedern im Kulturkeller präsentiert. Das lief viel familiärer und freundlicher als bei „Voice of Germany“ oder gar DSDS. Es ging nicht ums Gewinnen oder Verlieren. Jeder erhielt Wertschätzung und Applaus. Statt vorschneller Jury-Urteile gab es einige Tage später individuelle Nachgespräche.

Rodgau: Gesangstalente im Studio
Nadine Behrens und Peter Franke haben erstmals an einer CD-Produktion im Studio mitgewirkt. Jetzt hört man sie im Radio. © Wolff

Peter Franke (41) ging optimistischer von der Bühne: „Ich hatte zwar einen bösen Versinger, aber mir war klar: Es klappt.“ Seine Stimme prägt vier der zwölf Songs der CD „Alles auf dem Weg“. Behrens und Franke haben manches gemeinsam. Sie arbeitet als Buchhalterin, er als kaufmännischer Sachbearbeiter. Beide haben mit Rock- und Popbands schon viele Auftritte absolviert. Und für beide bedeutete die Marsecco-CD die erste Studio-Erfahrung. Nadine Behrens fasst es in zwei Sätzen zusammen: „Auf der Bühne ist es viel lockerer. Im Studio wird konzentriert gearbeitet.“ Als sie ihre Gesangsparts aufnahm, war die Musik schon eingespielt. „Das Gerüst stand, ich musste es nur noch mit Leben füllen“, erzählt die 39-Jährige. Das hört sich leichter an als es ist. Im Studio ist es nicht damit getan, den Song zwei-, dreimal durchzusingen. Einzelne Passagen werden so lange aufgenommen, bis auch die letzte Feinheit stimmt. Perfektion ist das Ziel. Bei der Produktion einer Pop-CD werden bestimmte Frequenzbereiche künstlich komprimiert und verstärkt. Deshalb dürfen sich die Mitwirkenden keine Fehler leisten: Schon die kleinste Ungenauigkeit wäre als schlimmer Patzer hörbar.

Da kann es schon mal vier Stunden dauern, bis zwei Lieder eingesungen sind. Und das am Feierabend nach einem normalen Arbeitstag. „Studiosingen ist harte Arbeit“, bestätigt Peter Franke: „Zwei Stunden Studio sind anstrengender als sechs, sieben Stunden Bühne. Der Frustfaktor ist auch höher, wenn man immer wieder dieselbe Stelle singen muss.“ Als Sänger müsse man kritikfähig sein: „Ich durfte mir anhören, was nicht stimmt und wollte es dann auch perfekt machen.“ Die Studio-Erfahrung in Seligenstadt bezeichnet er als wertvoll. Und den Tontechniker lobt er in den höchsten Tönen: „Jan Masuhr ist ein Held am Regler.“ Der Komponist, Songtexter und Geldgeber Markus Zang (54) ist mit der fertigen CD rundum zufrieden. Begeistert äußert er sich über jeden einzelnen Mitwirkenden. Über Peter Franke und den Shanty „Auf Kurs“ sagt er zum Beispiel: „Er hat es durchgesungen, als hätte er ein Jahr lang nichts anderes getan.“ So viel Können und Kreativität sei nicht selbstverständlich: „Es gibt Leute, die sind live auf der Bühne der Hammer und wenn sie dann im Studio singen, kriegt man nichts Geeignetes aufgenommen.“

Mit dem Bandprojekt „Marsecco“ erfüllt sich Markus Zang einen Jugendtraum. Als 46-Jähriger nahm er erstmals eine Gitarre in die Hand. Seither komponiert und textet er einen Song nach dem anderen. Sein Goldader-Musikverlag wirft trotz des Namens keine großen Gewinne ab. Dennoch möchte er, dass seine Musiker Geld verdienen. Wenn die Songs im Radio gespielt werden, könnte das den Durchbruch bringen. Der nebenberufliche Musikverleger musste erst lernen, dass er vor der Ausstrahlung einen sogenannten Labelcode braucht. Das ist eine fünfstellige Nummer zur Abrechnung der Tantiemen. Zang: „Ein typischer Anfängerfehler.“

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